Wie werden wir in Zukunft wohnen?
Die Weltbevölkerung wird immer größer. Derzeit leben rund sieben Milliarden Menschen auf der Erde und Schätzungen zufolge wird sich diese Zahl bis 2050 um ein Drittel erhöhen. Schon jetzt wohnt über die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten und der Trend zeigt, dass es immer mehr Menschen in die Städte zieht.
Die Zeiten, in denen sich viele wünschten, im ländlichen Idyll, fernab von Lärm und Abgasen zu wohnen, scheinen zu Ende zu gehen. Wenig Arbeitsplätze, hohe Spritkosten, begrenzte Einkaufsmöglichkeiten, kaum Schulen und eine eingeschränkte medizinische Versorgung sind nur ein paar Gründe dafür, dass sich sowohl Familien als auch Senioren zunehmend gegen ein Leben auf dem Lande entscheiden.
Aber der Wohnraum in den Städten ist begrenzt und schon jetzt ist es mitunter schwierig, bezahlbare Wohnungen zu finden.
Es stellt sich also die Frage: Wie werden wir in Zukunft wohnen?
Inhalt
Hochhäuser als Möglichkeit, um Wohnraum zu schaffen
Platzprobleme in Städten sind kein Phänomen der Neuzeit. Schon im Mittelalter reichte der Wohnraum nicht aus, um alle Menschen, die auf der Suche nach Arbeit vom Land in die Städte kamen, aufzunehmen. Die Architekten des Mittelalters kamen deshalb auf die Idee, das Problem durch den Bau von Hochhäusern zu lösen.
Die schmalen Hochhäuser in der Altstadt des schottischen Edinburgh sind ein schönes Beispiel dafür, wie sich der europäische Städtebau im Mittelalter entwickelt hat. Allerdings waren die Möglichkeiten der Architekten und Städteplaner lange Zeit begrenzt, denn es fehlten die richtigen Materialien.
Erst als Ende des 19. Jahrhunderts der Stahlskelettbau und der elektrische Aufzug erfunden wurden, konnten deutlich höhere Gebäude errichtet werden. Das Home Insurance Building in Chicago, das 1885 fertig gestellt wurde, gilt als das weltweit erste moderne Hochhaus. Es ist 42 Meter hoch und verfügt über zehn Stockwerke. Heute ist der Burj Khalifa in Dubai mit einer Höhe von 828 Metern und mehr als 160 Stockwerken das höchste Hochhaus der Welt.
Es gibt aber bereits Pläne für Wolkenkratzer, die die 1-Kilometer-Marke überschreiten. In Tokio wiederum soll ein Gebäude entstehen, das in luftigen Höhen Platz für eine ganze Kleinstadt mit 36.000 Bewohnern und 100.000 Arbeitsplätzen bietet. Insgesamt sind spektakuläre Wolkenkratzer aber eher prestigeträchtige Projekte und weniger ein geeignetes Konzept, um neuen Wohnraum zu schaffen. Dafür sind die Kosten für den Bau und den Unterhalt nämlich einfach viel zu hoch.
Das Verdichten der städtischen Kernzonen
Wohngebäude, die immer höher in Richtung Himmel wachsen, können das Wohnraumproblem nur bedingt lösen. Andererseits können sich die Städte gerade in den ohnehin schon dicht besiedelten Regionen auch nicht grenzenlos ausweiten. An den Rändern von Städten und Gemeinden würde zwar mitunter die Möglichkeit bestehen, neue Baugebiete auszuweisen.
Allein schon aus ökologischen Gründen sollen die wenigen Freiflächen, die noch vorhanden sind, aber als grüne Korridore oder als Naherholungsgebiete erhalten bleiben. Die Städte setzen deshalb auf das Prinzip des Verdichtens. Verdichten bedeutet, dass die städtischen Kernzonen sehr viel enger bebaut und damit besser ausgenutzt werden.
Brachliegende Flächen und Lücken zwischen Gebäuden werden so zu den Orten, an denen zusätzlicher Wohnraum entsteht. Der große Pluspunkt von der Verdichtung ergibt sich daraus, dass die Flächen bereits vollständig erschlossen sind.
Anders als in neu ausgewiesenen Baugebieten sind Kanalisation, Stromanschlüsse, Telefonleitungen, Straßen und Anbindungen an die örtliche Infrastruktur schon vorhanden. Dadurch sind die Baukosten deutlich niedriger. Das Konzept des Verdichtens wird bereits in mehreren Ballungsgebieten umgesetzt, beispielsweise im Ruhrgebiet, aber auch in München und Stuttgart.
Moderne Baumaterialien mit natürlichen Vorbildern
Wenn es um die Zukunft des Wohnens geht, wird nicht nur nach Konzepten für das Schaffen von neuem Wohnraum gesucht. Auch die Frage nach innovativen Baumaterialien gewinnt an Bedeutung. In diesem Zusammenhang richten Forscher und Wissenschaftler ihren Blick zunehmend auf die Natur und versuchen, ihre Mechanismen zu nutzen und technisch umzusetzen. Der Name für diese wissenschaftliche Disziplin lautet Bionik.
Ein Beispiel für ein Produkt der Bionik ist der technische Pflanzenhalm. Die Zielsetzung war ein Werkstoff, der mindestens die gleiche Stabilität, Tragfähigkeit und Flexibilität aufweist wie Stahl, aber sehr viel leichter ist. In der Natur stießen die Wissenschaftler auf den Bambus und den Schachtelhalm.
Diese Pflanzen, bei denen es sich aus mechanischer Sicht um Leichtbaukonstruktionen handelt, erfüllen die genannten Anforderungen. Also wurden sie kopiert und im Ergebnis in den technischen Pflanzenhalm umgesetzt. Der geflochtene und imprägnierte technische Pflanzenhalm ist extrem belastbar, leicht und eignet sich für Tragwerkskonstruktionen. Ein anderes Beispiel ist selbstreinigende Farbe für Hausfassaden.
Hier standen die Blätter vom Lotus und vom Kohlrabi Pate. Die Blätter haben gewölbte Zellen mit kleinen, nadelartigen Punkten auf der Oberfläche. Dadurch bleibt kaum Schmutz an ihnen haften und bei Regen perlt das Wasser ab. Diese Erkenntnisse wurden bei der modernen Hausfassadenfarbe umgesetzt. Neben Pflanzen orientiert sich die Bionik aber auch an Tieren. Der Brandkäfer beispielsweise legt seine Eier in verbranntem Holz ab, das er mithilfe von s
einem Sensor kilometerweit aufspüren kann. Nachdem die Wissenschaftler die Funktionsweise dieses Sensors herausgefunden hatten, übertrugen sie diese auf Rauchmelder. Moderne Rauchmelder arbeiten somit genauso wie der Brandkäfer.
Nachhaltige Energiekonzepte und der Umweltschutz
Beim Wohnen der Zukunft reicht es nicht aus, den zusätzlich benötigten Wohnraum zu schaffen, im Idealfall mit möglichst optimierten Baumaterialien. Stattdessen braucht es auch eine Lösung für die Frage, wie der Energiebedarf dauerhaft gedeckt werden kann. Fossile Brennstoffe werden irgendwann nicht mehr zur Verfügung stehen.
Gleichzeitig muss der CO2-Ausstoß sinken. Der Umweltschutz und nachhaltige Energiekonzepte gehören somit ebenfalls zu den Kernthemen beim zukunftsorientierten Wohnungsbau. Derzeit wird vor allem auf Niedrigenergiehäuser gesetzt.
Die verbesserte Wärmedämmung sorgt bei diesen Häusern dafür, dass der Bedarf an Energie für Heizwärme und die Warmwasseraufbereitung sehr gering ist. Einen Schritt weiter gehen Passivhäuser, die durch ein ausgeklügeltes Zusammenspiel aus Sonneneinstrahlung, Wärmedämmung und Lüftung gar keine Energie für Heizwärme verbrauchen.
Das Plusenergiehaus wiederum funktioniert im Prinzip wie ein Passivhaus, produziert zusätzlich aber sogar seine Energie emissionsfrei selbst.
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